Den Hund zu motivieren und richtig für sein Verhalten belohnen ist wahrscheinlich der wichtigste Ansatz im Hundetraining. Was ist dabei aber zu beachten? Auf dieser Seite soll es genau darum gehen.
Für das Schaffen der richtigen Einstellung ist es erforderlich, dass eine gute Bindung zwischen Hund und Hundeführer aufgebaut wird. Der Hundeführer muss interessant für den Hund sein, gleichzeitig muss ein vertrauensvolles Verhältnis mit gewissem Respekt entstehen.
Weiter benötigt man etwas, das den Hund motiviert. Bei Welpen ist es am Einfachsten. Denn der Welpe hat gelernt für sein Futter etwas zu tun. Zunächst einmal die Zitze der Mutterhündin zu finden, um an die Muttermilch zu gelangen und später beim Zufüttern durch den Züchter den Napf zu finden und sich in aller Regel auch gegen seine Geschwister durchzusetzen. Für einen Welpen ist es daher selbstverständlich, für sein Futter beim Hundeführer zu arbeiten. Zum Beispiel mit der Schnauze so lange in die Futterhand zu stupsen, bis diese sich öffnet und ihm ein Futterstück frei gibt. Es macht Sinn einen Teil, oder wenn man genug Zeit hat auch die ganze Tagesration des Welpen diesem in jeweils geringer Menge für kleine Aufgaben zu verfüttern, anstatt es ihm ohne dass er etwas dafür tun muss, in den Napf zu geben. Das müssen nicht nur reine Unterordnungsübungen sein, auch für die Gewöhnung an die Autobox, das Kommen auf Ruf beim Spaziergang oder eben auch schon bei der Quadratsuche kann das Futter eingesetzt werden. Es geht nur darum, dieses Prinzip „für Futter arbeiten“ und das damit verbundene gute Gefühl des Hundes dabei tief im Gehirn zu verankern, um es für den Rest seines Lebens als eine Art Grundhaltung zu nutzen. Und das funktioniert tatsächlich mit verschiedensten Hunden sehr gut und schafft durchaus schon mal entscheidende Vorteile.
Durch die Verwendung des Welpenfutters (meist Trockenfutter aber auch bei BARF möglich) braucht man auch in der späteren Ausbildung häufig nicht sehr hochwertige Futterbelohnung, da auch ein Stück Trockenfutter etwas bleibt, wofür es sich für den Hund zu arbeiten lohnt.
Nicht immer kann man das Welpenalter nutzen, denn mancher Hund wird in dieser wichtigen Phase noch nicht ausgebildet. Doch auch später gilt: Die Belohnung des Hundes muss tatsächlich als Belohnung von ihm empfunden werden. Bei den meisten Gebrauchshunden ist es kein Problem diese mit Spielen oder Futter, kombiniert mit Zuneigung durch den Hundeführer, zu begeistern. Hier ist es aber genauso wichtig, gezielt und für den Hund wirklich belohnend zu agieren und dabei nicht inflationär, emotionslos, langweilig oder wahllos Futter oder Spiel einzusetzen.
Doch immer wieder gibt es auch Hunde, die nicht so leicht auf Futter und Spiel ansprechen. Obwohl positive Emotionen durch den Hundeführer keinem Hund egal sind der eine gute Bindung hat, reichen diese meiner Erfahrung nach alleine nicht aus, um einen Hund auf Dauer in die richtige Motivation und auch etwas in die Gier auf Belohnung zu versetzen, die wir aber über Jahre hinweg benötigen. Hier sind Mischwege möglich und es bedarf schon mal ein wenig der Kreativität des Hundeführers. Seien es Leberkäsbrocken, die dem Hund in einem lustigen Fangspiel zugeworfen werden, oder mit Nassfutter gefüllte Tupperdöschen mit Schraubverschluss, die der Hund nachdem er sie dem Hundeführer gebracht hat, ausschlecken darf - es zählt nur Eines: Es muss eine Belohnung gefunden werden die so wenig aufwendig wie möglich ist (damit sie leichter auf das Prüfungsbild reduziert werden kann) und dabei aber den Hund tatsächlich dauerhaft motiviert.
Der Abschnitt über die weniger leicht motivierbaren Hunde, führt zu der nächsten elementaren Grundsäule des Unterordnungstrainings: Dem aufrichtigen und ehrlichen Lob durch den Hundeführer, verbunden mit dessen Zuneigung. Neben dem Gewinnen weiterer Motivation durch den persönlichen Erfolg, führen gezieltes Lob und Zuneigung durch den Hundeführer auch bei einem Hund mit wenig Futter- oder Spieltrieb nach einigen Monaten zu einer Steigerung seiner Leistungsbereitschaft in der Unterordnung. Es wird ein positiver Emotionszustand geschaffen, den der Hund immer wieder erreichen möchte. Dadurch werden auch Spiel oder Futter in dieser konkreten Situation als noch positiver und wertiger empfunden, was die Handlungsbereitschaft dafür immer mehr erhöht.
Doch auch bei den Hunden die im Spielen oder Fressen keinerlei Defizite aufweisen, sind Lob und Zuneigung zwingend erforderlich:
Zum Einen ist die Unterordnung, anders als oftmals der Schutzdienst per se keine reine Angelegenheit des Hundes in der es genügt, dass der Hund weiß, mit welchem Verhalten er an sein Ziel, den Anbiss, kommt. Ein Hund der beispielsweise nur arbeitet, weil er einen Ball dafür bekommt, wird spätestens nach einigen Prüfungen beginnen die Arbeit zu verweigern, da er begreift, dass sein einziges Motivationsobjekt an diesem Tag nicht wie erwartet durch Übungsausführung erreicht werden kann.
Zum Anderen ist im Vergleich zum Schutzdienst, in dem der Helfer mit Hetzärmel permanent präsent ist, das Motivationsobjekt wie zum Beispiel der Ball nicht vorhanden und gibt für den Hund auch über die ganze Dauer der Prüfungsunterordnung keine motivierenden Reize ab. Nur ein winzig kleiner Teil aller Gebrauchshunde ist in der Lage, in reiner Hoffnung auf das Triebziel Spielzeug mehrere Prüfungen ohne einen Motivationsverlust zu absolvieren.
Anders verhält es sich aber mit Lob und Zuneigung durch den Hundeführer. Ist dieser emotionale Bereich immer mit abgerufen, wird auch er zu einer wertigen Belohnung für den Hund, die er auch in der Prüfungssituation als solche empfindet. Dies kann nun gezielt genutzt werden, da das Lob in festgelegten Situationen auch auf einer Prüfung ausdrücklich erlaubt ist.
Ich persönlich halte es nicht so mit großen Belohnungsgesten in Prüfungen, wohl aber im Training. Hat der Hund eine Übung gut gemacht, bekommt er ein Lächeln, ein Lob mit der Stimme und seine Bestätigung. Oftmals streichele ich ihn danach oder wir laufen gemeinsam eine Runde, in der er mich anspringen darf. Gemacht wird das, was der Hund eben gerne hat. Hierbei zählt nur, dass der Hund und Hundeführer in positiver Weise miteinander interagieren können.
In der Prüfungsvorbereitung belohne ich dann nicht mehr jede einzelne Übung beziehungsweise deren Teilstück, sondern markiere bei manchen Übungen die gute Ausführung nur mit einem Lächeln oder freundlichem Blick und einem aufrichtigen Lob. Die nächste oder übernächste gelungene Übung wird dann jedoch explosiv durch meine Emotionen, kombiniert mit Spiel, belohnt. Ich schaffe die Verknüpfung: Diese Übung war sehr gut, mach weiter so, du wirst die Belohnung erhalten.
Bei meinen Hunden hatte dieses Vorgehen den Effekt, dass sie im Verlauf der Prüfung sogar ihr Verhalten intensivierten und zum Beispiel besonders schnelle Apporte zeigten, weil das Vorenthalten der Belohnung und meine von außen kaum merklichen, aber für die Hunde völlig genügenden freundlichen Blicke und Lächeln sie anspornten. Gleichzeitig beruhigt sie diese positive Reaktion, da sie doch leicht belohnende Wirkung hat und sie in ihrem Tun bestätigt.
Dieser Ansatz ist zunächst vielleicht etwas schwer zu begreifen. Man fragt sich: „Ich gebe doch dem Hund etwas dafür, wenn die Übung zu Ende ist. Genügt das nicht?“ Natürlich kann das genügen, es ist aber im Hinblick auf den Gedanken des hochmotivierten, zuverlässigen Hundes über viele Jahre hinweg nicht ganz optimal. Denn ein Hund der die Übung an sich eigentlich nicht positiv empfindet, vielleicht sogar als negativ sieht und diese nur darum ausführt, weil er sonst bestraft wird, oder weil er eine besonders reizvolle Belohnung dafür erwartet, ist in der Prüfungssituation doch ein Risikofaktor. Denn es kann es immer wieder vorkommen, dass er nachdem er erfahren hat, dass in der Prüfung weder Belohnung noch Strafe erfolgen sich dazu entschließen kann, seiner Grundeinstellung zu folgen und die Übung nicht oder schlecht auszuführen. Insbesondere tritt dies dann vermehrt bei widrigen Umständen, wie etwa strömendem Regen, Unwohlsein des Hundes wegen bestimmter Geräusche, Ablenkung durch andere Hunde und so weiter auf.
Im Gegensatz hierzu steht der Hund, der auch selbst Freude daran hat, die Übungen auszuführen. Ein solcher Hund weiß zwar wie er die Belohnung auslöst und erstrebt dies auch, aber allein schon das Ausführen der Übung empfindet er als lustvoll. Als gutes Beispiel kann hier das bei Fuß gehen genannt werden. Im Laufe der Ausbildung entwickeln die meisten Hunde bei richtigem Aufbau eine Freude daran bei Fuß zu gehen. Sie mögen es neben dem Hundeführer zu laufen und drücken dies dadurch aus, dass sie beispielsweise vermehrt Körperspannung aufbauen, oder die Beine höher werfen als es nötig wäre. Die Unterordnung bleibt zwar eine gewisse Pflichtaufgabe, wird aber vom Hund irgendwann nicht mehr als Arbeit empfunden. Die Belohnung bildet sozusagen das Sahnehäubchen, aber die Übung an sich ist schon etwas Angenehmes. Je mehr es dem Hundeführer gelingt, die Unterordnung dem Hund als von ihm selbst gerne gemachte Übungen zu vermitteln, desto weniger Unterschied besteht für diesen zwischen Prüfung und Training und desto unabhängiger wird er von Belohnung und äußeren Reizen.
Daher hat sich für eine zuverlässige Prüfungsleistung diese Kombination in der Unterordnung bewährt: Motivation durch Futter oder Spiel, die der Hund bewusst durch Ausführung der Übung auslöst, Spaß an der Ausführung der Übung selbst, sowie Lob und Zuneigung durch den Hundeführer. Alle drei Elemente greifen ineinander und führen dazu, dass der Hund auch auf einer Prüfung keine besondere Enttäuschung erlebt und so auch über längere Zeit seine Leistung konstant hält.